Wer ist dieser „Victron“ aus der Überschrift? Noch nie gehört? Und wenn, dann nur in Verbindung mit Camping … Richtig! Die Anlagen sind nicht gerade medial präsent, aber sehr interessant. Aber alles der Reihe nach:

In diesem Fall hat die Kundschaft bereits seit etlichen Jahren eine Photovoltaik-Anlage am Haus, welche tadellos funktioniert. Die Abrechnung zeigt jedoch eine enorme Menge an eingespeister Leistung in das burgenländische Netz, mit aktuell sehr niedrigem kWh-Preis.

Absolut verständlich, dass man sich die Frage stellt, ob man die erzeugte Energie nicht sinnvoller im Haus nutzen kann, statt sie zu verschenken. Die Problematik kennt jeder Photovoltaik-Besitzer – meistens scheint die Sonne nicht dann, wann man die Energie benötigt, also muss eine Speicherlösung her.

Leider ist es nicht ganz so einfach, wie die Hersteller und Politiker es darstellen: ein alter Wechselrichter ist meistens nicht Speicherfähig, der Umbau der „alten“ Anlage auf einen neuen Wechselrichter in der Regel mit zusätzlichem Genehmigungsaufwand verbunden … und so weiter und so fort.

Es gibt zwar in der Zwischenzeit durchaus auch 230V-Speicher am Markt, welche mehr oder weniger einfach an die Steckdose gesteckt werden, jedoch ist hier auch alles bei weitem nicht so einfach, wie es sich anhört. Wer sich etwas näher mit der Materie „Stromversorgung“ beschäftigt, wird sich zwangsläufig die Fragen stellen:

„Moment … einfach an die Steckdose? Eine Steckdose hat doch immer nur eine Phase … im Haus habe ich jedoch drei! Und was ist, wenn ich mehr Strom brauche, als die Steckdose hergeben und somit auch sinngemäß aus dem Speicher aufnehmen kann? Und wenn ich schon einen Speicher habe – wie ist dass, wenn der Blackout kommt?“

Völlig richtig! Eine Steckdose ist meistens mit 16A gesichert – die Verkabelung dahinter „trägt“ also grob 3,6 kW. Das ist natürlich nicht wenig und würde für einen Notbetrieb bei Stromausfall durchaus ausreichen um die wichtigsten Geräte zu betreiben. Möchte man jedoch die am Tag erzeugte Gratis-Energie in den Abendstunden verbrauchen um zB Waschmaschine + Trockner + Geschirrspüler laufen zu lassen oder gar ein Elektrofahrzeug zu laden, reicht diese Lösung nicht aus. Und auch die Steuerungsmöglichkeiten bei „Plug & Play“-Batterien sind in der Regel sehr begrenzt.

Victron Energy Inselanlagen als Problemlöser

Möchte man eine vollwertige Lösung, muss man daher etwas größer ansetzen und bei genialen Lösungen zur Insel-Stromversorgung gibt es für mich nur einen – Victron Energy!

Victron Energy Wechselrichter

Die Lösung ist natürlich weder ein Schnäppchen noch „Plug & Play“ – man bekommt mit dieser Variante jedoch ein vollwertiges System zur Notstromversorgung und das Ganze komplett unabhängig davon, welcher Wechselrichter bereits vorhanden ist. Es gibt natürlich Geräte, die bereits gewisse Schnittstellen besitzen, über welche die Victron-Steuerung Befehle erteilen kann. Man spart sich dann die eine oder andere zusätzliche „Box“, aber wir sprechen hier nicht von „geht nicht mit XYZ“, sondern von „ist einfacher mit XYZ“.

In diesem Fall wurde die Anlage mit 3 Victron Multiplus II 48/5000/70-50 230V aufgebaut – jeweils einer für eine Phase. Grob gesagt übernehmen jetzt die Victron Inverter das Hausnetz und versorgt das Haus aus Netz, der Batterie oder kombiniert. Im Fall eine Stromausfalls/Blackouts fällt somit auch der Wechselrichter nicht aus (ohne Signal vom Netz fahren die PV-Wechselrichter runter), sondern läuft weiter im „Victron-Netz“.

Victron Multiplus II 48/5000/70-50 230V

Das unscheinbare kleine Kästchen neben der Stromschiene ist eine Cerbo GX – die Kommunikationszentrale für die Kontrolle über das System. Unterhalb der Anlage stehen die Batterien – in diesem Fall 2×15 kWh. Die Batterielösung ist nicht von uns, daher kann ich hier leider keine näheren Angaben liefern.

Batteriespeicher 15 kWh

Natürlich muss im Bereich des Stromverteilers auch einiges passieren – wie gesagt, einfach „Plug & Play“ ist hier nicht drinnen. Für die nötige Absicherung und Notumschaltung haben wir einen zusätzlichen Aufputz-Sicherungskasten neben dem bestehenden Hauptsicherungskasten aufgebaut. Dieser ist natürlich so ausgeführt, dass sämtliche Sicherheitsmaßnahmen in jeder Betriebsart greifen – sowohl im Netzbetrieb wie auch im Inselbetrieb.

Verteiler Notstrom Umschaltung

Im Zuge des Umbaus wurde auch der bestehende Sicherungskaten angepasst, adaptiert und aufgeräumt.

Das coole an dieser Lösung ist, dass der Hausbesitzer seine Anlage in jede Richtung erweitern kann. Zusätzliche Batterien? Kein Problem! Mehr PV-Paneele? Zusätzliche Wechselrichter? Kein Problem! Smarte Abgänge welche in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Leistung gesteuert werden können? Kein Problem! Die Victron Multiplus II liefern für jede Phase bis zu 50A und sichern somit volle Leistung im Falle eines Stromausfalls. Wesentlich interessanter ist natürlich, dass man damit den Überschuss an erzeugter Energie vollwertig verschieben kann.

Wir wünschen unserer Kundschaft viel Spaß mit der Anlage – die vielen Möglichkeiten und Varianten werden in den nächsten Wochen sicherlich zu dem einen oder anderen breiten Grinzer führen!

Man kann die Victron-Anlage natürlich auch etwas größer bauen – wie in diesem Einbaubeispiel mit über 40 kW Peak: Photovoltaik 40 KW Peak (90 Paneele) Auf Einer Halle | Elektrotechnik Meister